Merkmale

  Lateinischer Name Tilia cordata
  Familie Malvaceae (Malvengewächse)
  Verbreitung Europa, Kaukasus und Sibirien
  Wuchshöhe Bis 30 m
  Alter Bis 1000 Jahre
  Wurzel In den ersten 7 bis 8 Jahren wird eine Pfahlwurzel gebildet, später Herzwurzelsystem.
  Borke Grau und sehr glatt, später braun-schwarz, zunehmend längsrissig und kräftig gefurcht
  Blatt Sommergrün, wechselständig, lang gestielt, schief herzförmig, gesägter Rand, Oberseite grün und kahl, Unterseite graugrün, Blattnerven behaart mit bräunlichen Achselbärtchen. Gelbe Herbstfärbung.
  Blüte Zwittrig, gelblichweiss, süsslich duftend, hängende doldentraubige Blütenstände aus 5 bis 7 Einzelblüten, mit dem Hochblatt verwachsen
  Blütezeit Juni bis Juli
  Frucht 6 mm kleine, kugelige, dünnschalige Nüsschen; 5 bis 7 zusammenstehend, mit dem Hochblatt zu einem Drehflügler verwachsen. Windverbreitung.
  Fruchtreife September
  Weitere Namen Steinlinde, Herzblattlinde

 

Tilia cordata

Die Winterlinde ist ein grosser Baum aus der Familie der Malvengewächse mit herzförmigen Blättern, langem Stamm und kräftigen Ästen. Linden existieren seit etwa 50 Millionen Jahren, wie fossile Lindenblätter aus dem Tertiär belegen. Winterlinden können über 1000 Jahre alt werden und Stämme mit fast zwei Metern Durchmesser entwickeln. Ein Sprichwort besagt, dass sie 300 Jahre wachsen, 300 Jahre stehen und 300 Jahre vergehen.

Alte Linden in Städten, Dörfern und Siedlungen erinnern noch heute an vergangene Zeiten. Sie dienten als Dorf- oder Hoflinden, wo sie als Treffpunkt für Tanz, Frieden, Kommunikation und amtliche Bekanntmachungen genutzt wurden. Sie wurden auch als Rechtsbäume verwendet, um Streitigkeiten zu schlichten, zu vermitteln und Urteile zu fällen (judicium sub tilia, «Gericht unter der Linde»).

In der Schweiz sind die Linde von Linn (heute ca. 670 Jahre alt) und die Murtener Linde (gepflanzt 1476) zwei historisch bedeutsame Bäume. Nach der Schlacht bei Murten brachte ein Bote einen Lindenzweig nach Freiburg, um den Sieg zu verkünden. Die heutige Linde in Freiburg stammt von einem Ableger der ursprünglichen Murtener Linde und erinnert an den Sieg von 1476 und indirekt auch an den Beitritt von Freiburg und Solothurn zur Eidgenossenschaft im Jahr 1481.

ÖKOLOGIE

Linden haben einen hohen ökologischen Wert. Ihr feingliedriges, tiefgehendes Wurzelwerk festigt die Waldböden und ihr schnell zersetzendes Laub, das reich an Eiweiss und Kalk ist, verbessert die Bodenqualität erheblich. Die Blätter sind auch ein beliebtes Schmetterlingsraupenfutter wie zum Beispiel beim Linden-Sichelflügler (Sabra harpagula), der Linden-Gelbeule (Xanthia citrago) oder dem Lindenschwärmer (Mimas tiliae).

Die Blüten der Winterlinde sind eine wichtige Nahrungsquelle für Honigbienen und Hummeln. Der süsse Blütenduft zieht Bestäuber an, insbesondere in den Abendstunden, in denen der Geruch besonders intensiv wird. Honigbienen verarbeiten nicht nur Nektar, sondern auch Baumsaft und Honigtau von saugenden Läusen zu Lindenhonig. Als Lindenblütenhonig bezeichneter Honig darf jedoch nur aus Blüten gewonnen werden.

HOLZ

Lindenholz ist biegsam, leicht spaltbar und gut formbar und daher beliebt bei Drechslern, Holzbildhauern und in verschiedenen Handwerksbereichen wie der Modellschreinerei, der Spielzeugherstellung, der Schuh- und Prothesenfertigung, der Hutformung sowie für Musikinstrumente, Kuckucksuhren, Flachpinsel und Schachfiguren. Im Mittelalter wurde Lindenholz als «Lignum sacrum» (heiliges Holz) verwendet, um religiöse Figuren und Altäre zu schnitzen.
Zudem kann Lindenholz zu feinkörniger Zeichenkohle verarbeitet werden und der Lindenbast wurde von den Pfahlbauern für das Binden von Werkzeugen und das Flechten von Matten genutzt.