Merkmale

  Lateinischer Name Prunus avium
  Familie Rosaceae (Rosengewächse)
  Verbreitung Europa bis Kleinasien, Kaukasus und West-Sibirien
  Wuchshöhe 15 bis 20 m
  Alter Bis 100 Jahre
  Wurzel Flaches Herzwurzelsystem mit sehr starken Hauptseitenwurzeln, häufig sogar brettartig ausgebildet
  Borke Grau- bis rotbraun, glänzend, besitzt Korkwarzen, löst sich in waagrechten Streifen und bildet eine Ringelborke.
  Blatt Sommergrün, wechselständig, länglich-eiförmig, grob und unregelmässig gesägt; stehen an 2 bis 4 cm langen Stielen, die 2 bis 4 asymmetrisch angeordnete Nektarien tragen. Bunte Herbstfärbung von gelb bis scharlachrot.
  Blüte 2- bis 3-blütige, sitzende Dolden mit 2 cm breiten, weissen, 5-zähligen Blüten. Bis 5 cm lang gestielt; erscheinen kurz vor der Belaubung.
  Blütezeit April bis Mai
  Frucht 1 bis 2 cm kleine, kugelförmige, bittersüsse, schwarz-rot glänzende Kirschen mit glattem Steinkern
  Fruchtreife Ab Juli

 

Prunus avium

Die Vogelkirsche ist ein von Europa bis Kleinasien beheimateter laubwerfender Baum aus der Familie der Rosengewächse. Das lateinische avium steht für Vogel und verweist auf seine Früchte, die bevorzugt von Vögeln gefressen werden. Die Vogelkirsche wurde seit alters her in Kultur angebaut. Ihre Kerne fand man schon in Siedlungen der Spätsteinzeit und Bronzezeit, und die Züchtung der Süsskirsche begann bereits in der Antike. Die Kulturform der Kirsche haben die Römer nach Norden gebracht, mit den hier wildwachsenden Vogelkirschen hat die Süsskirsche sonst keine Verbindung.

Die Vogelkirsche gehört zu den Bäumen, die als Barbarazweig verwendet werden können. Das sind Zweige von Obstbäumen, die nach einem alten Brauch am 4. Dezember, dem liturgischen Gedenktag der heiligen Barbara in der römisch-katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche (Barbaratag), geschnitten und in einer Vase in der Wohnung aufgestellt werden. Sie sollen bis zum Heiligen Abend blühen und zum Weihnachtsfest die Wohnung schmücken.

ÖKOLOGIE

Der Pollen der Vogelkirsche ist für fünfzehn Arten von Wildbienen wichtig, darunter zwölf Sandbienen. Hauptbestäuber sind aber die Honigbienen. Sie sammeln auch den Honigtau an den häufig anzutreffenden Blattläusen und den Nektar der Nektarien an den Blattstielen ausserhalb der Blüten. Die Nektarproduktion dieser Nektardrüsen ist in den ersten Wochen nach dem Knospenaustrieb besonders gross und zieht dadurch grössere Mengen der Ameise Formica obscuripes an. Diese greifen die jetzt noch kleinen Raupen verschiedener Schmetterlinge und Larven anderer Schadinsekten an und befreien den Baum auf diese Weise von Schädlingen. Darum wird dieser Nektar auch Polizistenfutter genannt.

Die Blätter der Vogelkirsche dienen einer Vielzahl von Schmetterlingsarten als Raupenfutter. Die Verbreitung der Vogelkirsche erfolgt dank ihrer weithin sichtbaren Früchte vor allem durch Vögel, insbesondere Drosseln, Amseln, Staren und Krähenvögel. Ausbreitungsmechanismen der einsamigen Steinfrüchte sind die Mundausbreitung beim Abschälen des Fruchtfleischs durch Vögel, die Verdauungsausbreitung durch Kleinsäuger sowie die Versteckausbreitung durch Eichhörnchen und Mäuse.

HOLZ

Das feine rote Holz der Vogelkirsche gehört zu den schönsten und wertvollsten heimischen Nutzhölzern. Das begehrte Edelholz wird im Handwerk (Furnierholz, Möbeltischlerei, Kunsttischlerei, Intarsienarbeiten, Drechslerei, Bildhauerei, Instrumentenbau), im Innenausbau, im Auto- und Bootsbau sowie im Haushalt verwendet.